Koh Rong, Kambodscha. The simple life never felt so good.

Ich hatte keinen Plan für Kambodscha außer, dass ich Angkor Wat sehen wollte. An jeden Ort an dem ich war, gab es aber immer wieder jemanden der mit verklären Augen von Koh Rong geschwärmt hat. Ich wusste trotzdem nicht so genau, was mich da erwarten sollte und hab – zum ersten Mal in diesem Trip – nicht schon vorab ein Hostel gebucht, sondern bin unvorbereitet auf die Fähre gesprungen. Eigentlich kann man auf dem oberen Deck der langsamen Fähre wunderbar entspannt auf großen Kissen ein Nickerchen machen – nach ner halben Stunde wurden wir aber von einem aufgeregtem Boat Boy runtergescheucht. Die Wellen waren zu hoch und so saß kurz danach die Hälfte der Leute an Bord mit einer Plastiktüte in der Hand leidend auf dem unteren Deck.

Koh Rong hat eigentlich nur ein kleines Örtchen. Hier sind die ca. 20 Hostels und dann gibt es am Strand entlang verstreut noch einzelner Bungalow Anlagen. Es gibt keine Straßen, keinen Geldautomaten, keinen Shop, der Strom wird zwischen 2am und 8am und dann nochmal zwischen 11am und 13am abgestellt, Wasser ist meistens kalt und wer zu spät dran ist mit dem duschen für den gibts kein Kranwasser mehr, dann muss mit einem Eimer, mit dem die Toilette gespült wird, geduscht werden. Die Hostels sind Strandbretterbuden, die Betten klapperig und Wifi ist Glückssache. Meine Schuhe hab ich am ersten Tag ausgezogen und erst zur Abreise wieder unterm Bett hervorgeholt. Klingt schrecklich? Für Außenstehende vielleicht, sobald mal aber mal drin ist, nimmt man das gerne in Kauf. Eigentlich braucht man ja nicht viel zum Glücklichsein.

Zugegebenermaßen, es hat einen Tag gedauert bis ich tatsächlich bei dem Insel Lifestyle angekommen bin. In meinem ersten Hostel hab ich mich nicht wohl gefühlt und irgendwie schienen alle auf der Insel schon eine eingeschworene Truppe gewesen zu sein. Nach dem Umzug in ein anderes Hostel gings stetig bergauf. Glücklicherweise habe mich Alex aus Kanada und Tomas auf Finnland unter ihre Fittiche genommen. Nach einer verrückten und beinahe schlaflosen Nacht, die mit einem harmlosen Bier und Karaoke begann und auf der Tanzfläche von Bunnas Place ausartete. Vorteil der doch sehr überschaubaren Größe des Örtchens ist, nach so einer Nacht kennt man eigentlich Jeden und sieht ab dann nur noch bekannte Gesichter.

Am nächsten Tag bin ich auf die anderen Seite der Insel gewandert, ein nicht zu unterschätzender Weg, für den man dann doch tatsächlich feste Schuhe tragen sollte. Diese sind besonders an dem Teil, an dem man sich mehr oder weniger abseilen muss Gold werd. Long Beach – der Strand dort – ist traumhaft. 10km lang, das Wasser kristallklar, der Sand so weiß und sauber, dass er knirscht. Und kaum eine Menschenseele weit und breit. Weiter runter am Strand gibt es ein paar verrückte Traveller, die dort in einer Hängematte leben und ein Tagesbudget von 1$ haben.

Am Anfang des Strandes betreibt ein leicht verkaterter (verkatert oder leicht bekifft ist im Übrigen Dauerzustand der meisten Leute, die hier arbeiten) Finne eine Strandbude und ansonsten kann man hier einfach die Zeit vergessen während man versucht die verschiedenen Blauschattierungen des Meeres zu benennen.

Alex, Tomas, zusammen mit Linus & Lukas aus Schweden und Özlem aus Belgien sind am frühen Nachmittag da aufgeschlagen, wir haben den Sonnenuntergang angeschaut und sind mit einem hoffnungslos überladenen Longtail Boot zurück gefahren. 35 Leute in einem Boot, da haben sogar die anderen einheimischen Fotos von uns gemacht. Ich hart Todesangst, vor allem um meine Kamera und mein Handy – auf eine weitere abgesoffene Kamera kann ich verzichten.

Abends gibts in jedem der Restaurants zu den Hostels Barbecue, zur Abwechslung haben wir Fried Noodels in einem Restaurant, dass eher das Wohnzimmer der dort wohnenden Familie war, gegessen und dort Victor aus Schweden und Mckenzie aus Kanada zu unserer Gruppe hinzugefügt. Dieser Abend endete in der Skybar, wo man die gleichen Leute wie am vorhergegangen Abend wieder getroffen hat. Vova aus der Ukraine, der den letzten Abend fatalerweise mit seiner Gopro dokumentiert hat, die Holländer mit den man auf der Tanzfläche abgespackt hat und die zwei Türken, die mit mir auf der Fähre waren. Die Welt vereint auf Koh Rong.

Am letzten vollen Tag im Paradies bin ich mit zwei Holländerinnen, einer etwas exzentrischen Portugiesin und einer Gruppe Engländer rund um ein Mädel mit Hoolahop-Ring, dessen Geburtstag es war, mit einem Longtail Boot um die geschippert. Inklusive Schnorcheln, angeln (nicht nur die Profis, sondern wir haben auch was gefangen) und anschließendem Barbecue im Sonnenuntergang am Long Beach. Würde ich Fisch essen, wäre das wohl der frischeste Fisch, den ich jemals gegessen hätte. Zurück im Ort habe wir uns das weltbeste French Toast zum Nachtisch gegönnt. Da es ja keine Kühltruhen auf der Insel gibt, wird man kreativ was Nachtisch angeht.

Am Abend war am etwas abgelegenem Police Beach – Full Moon Party. Wahrscheinlich kein Vergleich zum Original auf Koh Phangan, aber ein großartiger Abschluss mit allen. Ich war zwar fest entschlossen den Sonnenaufgang in der Skybar zu sehen, bin aber vorher eingeschlafen und hab auch den Regen verpasst. Die anderen haben bis 8 Uhr morgens durchgefeiert. Auch das Personal in meinem Hostel war beim Check out morgens noch ordentlich „berauscht“. Der langhaarige Hippie im Zaubermantel wollte mir meine Übernachtung schenken („oh Honey, you have paid already“ – ne ganz sicher nicht!), aber ich war zu ehrlich.

Mit der Nachmittagsfähre ging es dann zurück nach Sihanoukville. Die deutschen Jungs, die ich am Abend vorher auf der Full Moon Party kennengelernt habe, haben mir aus Mitleid alle ihre Reste von Mückenspray geschenkt. Trotz Spray und Moskitonetz war ich übersäht von Stichen – aber auch das nehme ich gerne in Kauf die die letzten Tage.

Ich kann verstehen, warum die Leute mit verklärten Augen von Koh Rong sprechen. Es war das Paradies und der perfekte Beweis, dass man nicht viel braucht um die beste Zeit zu habe – die richtigen Leute und einen Bikini. Ich hoffe, dass die Insel so bleibt wie sie ist. Dass dort keine Straßen gebaut werden, das der Strom dort weiter abgestellt wird, dass man um Geld zu holen mit dem Boot ans Festland fahren muss und dass sich die Insel so die Bequemlichkeitstouristen von Leib hält und ein travellers paradise bleibt. Ich hätte ohne weiteres noch ein, zwei, zwölf Tage bleiben können – aber die Insel macht faul, sehr faul. Zeit wieder in Bewegung zu kommen.

Februar 2015.

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