Motorbikes, Roller, Scooter, Motos, Vespas, Motorräder – wie auch immer man sie nennen will. Unzählig davon – wie ein Bienenschwarm. Hupen, fahren über rote Ampeln, falsch herum in Einbahnstraßen, schlängeln sich an Autos und Bussen vorbei. Vier Leute auf einem Roller, schlafende Babies liegen auf dem Arm des Fahrers, die Mädels sitzen wie im Damensattel hinten drauf und tippen gedankenverloren auf den Handys rum. Leute transportieren Glasscheiben, Kommoden, Gasflaschen und säckeweise Waren damit. Der Verkehr fließt unaufhörlich, nichts steht still, alles ist in Bewegung. Bemerkenswerterweise sieht man keinen einzigen Unfall oder brenzlige Situation. Trotz dem oberflächlichen Chaos, scheinen die Leute umsichtig und aufmerksam.
Chaotische Ordnung, das war wohl mein erster Eindruck von Ho Chi Min/Saigon. Nach dem staubigen und trockenen Kambodscha erscheint Vietnam viel grüner, auf geräumter und „entwickelter“. Die Fahrt von Koh Rong nach Ho Chi Min war mal wieder „abwechslungsreich“: Boot von Koh Rong nach Sihanoukville, dort Abendessen und warten, dann Bus Nummer 1 bis nach Phnom Penh, dort mitten in der Nacht umsteigen in Bus Nummer 2, der bestimmt 2 Stunden aus ungeklärten Gründen in der Pampa stand. Die kambodschanischen Schlafbusse sind in der Theorie ja eine gute Idee. In der Praxis aber eher für zierliche Asiaten und nicht für Europäer ausgelegt. Die zwei Betten nebeneinander sind eher ein großes Einzelbett und so ist es umso besser, wenn der Bettnachbar zufällig jemand ist, den man schon mal gesehen hat. In meinem Fall war es Vova aus der Ukraine, den ich immer wieder auf Koh Rong getroffen habe. Die 16 Stunden auf kleinsten Raum haben wir frierend, im Halbschlaf und eingequetscht irgendwie überstanden. Der Grenzübergang am frühen Morgen war eine willkommene Abwechslung und im Vergleich zu Kamboscha ein Spaziergang.
Wie in Bangkok die Khao San Road gibt es auch in Saigon einen Straße auf der die meisten Backpacker Hostels und Restaurants sind, haben uns hier ein Zimmer gesucht und nach der Dusche dann auch würde lebendig gefühlt! Natürlich gibt es hier auch die aufdringlichen Restaurantpromoter, Sonnenbrillen-Verkäufer und dann und wann einen Drogendealer.
Ich liebe es am ersten Tag in einer neuen Stadt einfach ziellos durch die Gegend zu laufen und neugierig zu beobachten, wohin Einen die Straßen führen. Vorbei an Schulen, Parks in denen Kinder Federball spielen und Senioren Thai-Chi machen, vorbei am Reunification Palast und immer wehenden roten Vietnam Fahnen. Vova war vor ein paar Tagen schon in Saigon und hat den ungelogen – weltbesten – Fruitshake ausfindig gemacht. In einer Seitenstraße von der Bui Vien, hängt ein kleines Schild „Five Boy Number One“, dadrunter liegen ein paar Früchte. Jap, das ist es. Man muss sich auf die Mini-Plastik Hocker setzen. Wer nicht sitzt, wird nicht bedient. Kriegt das Menü in die Hand gedrückt und muss auf einen Zettel die Bestellung schreiben. Und dann lohnt sich das warten! Neben Einem sitzen vietnamesische Teenager, die Roller rasen an einem vorbei und Straßenhändler schienen ihre Karren vorbei. Der Shake angeblich ohne Eis, ohne Zucker – nur Frucht und der Hammer. Und das ganze für nur 25.000 Dong. Vietnam ist eins der Länder wo man sich mit der Einheimischen Währung wie ein Millionär fühlt. Dabei sind 2.000.000 Dong grade mal um die 80€. Eine sehr verwirrende Währung.
Beim Abendessen habe wir Alex, den ich auf Koh Chang kennengelernt habe wieder getroffen und zufällig noch mehr Leute, die auch auf Koh Rong waren. Die Welt ist wirklich ein Dorf. Und wir haben die anderen natürlich auch in das Smoothie Geheimnis eingeweiht!
Eine der Touristenattraktionen um Saigon sind die Cu Chi Tunnel, wo sich die Guerilla Kämpfer während des Vietnamkriegs versteckt, gekämpft und gelebt haben. Das ganze ist natürlich für die Touristengruppen ausgebaut und hergerichtet. Am eindrucksvollsten ist, wenn man dann wirklich mal durch einen der Tunnel kriechen muss. Dies geht nur auf allen Vieren, es ist stockdunkel und brüllend heiß. Man kann 100m lang kriechen, ich hab nach 40m aufgegeben. Ich glaube, dass ist nur zu ertragen wenn der Tod die Alternative ist.
Unser Guide hat erzählt dass seine Eltern Guerilla Kämpfer waren, dementsprechend war seine Darstellung der Kämpfer recht euphorisch. Ich hätte aus Kambodscha lernen sollen und mich vorab intensiver mir der Geschichte von Vietnam beschäftigen sollen – um dann zu versuchen beide Seiten nachzuvollziehen. Während der Führung gibt es auch eine Shooting Ranch, die Schüsse Hallen über das ganze Gelände, wie ein Echo aus der Vergangenheit. Mich hat das sehr bedrückt und ich kann nicht verstehen, wie jemand dort begeistert Waffen abfeuern kann.
Nachmittags war ich noch im War Museum, besonders der Teil zum Einsatz von Agent Orange ist sehr eindrucksvoll. Die Panzer und Flugzeuge draußen und die davor posierenden Touristen finde ich ja immer etwas befremdlich.
Beim Abendessen hab ich Rose und Becky mit denen ich in Siem Reap unterwegs war wieder getroffen. Von allen Local foods gefällt mit das Vietnamesische essen bisher am besten. Ich bin fest entschlossen am Ende von diesem Trip auch endlich mit Stäbchen essen zu können. Nachtisch war natürlich ein Fruitshake.
Ich bin kein großer Fan von so komplett durchorganisierten Tagestrips, aber um das Mekong Delta in einem Tag zu sehen, war das leider die beste Option. So saßen Becky, Rose und ich mit einem Haufen aufgeregter Chinesen und Indonesiern in einem Bus in Richtung Fluß. Es gab „traditionelle“ Musik, eine Fahrt im Paddelboot, Besichtigung einer Coconut Candy Farm, eine Fahrt auf dem Mekong, Lunch und eine Tempelanlage. Kann man mal machen.
Am späten Nachmittag saßen wir in einem der Parks und haben den Vietnamesen beim Sport zugeschaut. Ich finde das wirklich bemerkenswert, dass hier fast jeder – egal welches Alter – sportlich betätigt. Die Open gym Geräte haben wir dann auch mal ausprobiert. Nach dem Abendessen haben wir uns viel zu teuren Kuchen gegönnt und sind in den Nachtbus nach Dalat gestiegen.
Ich freue mich auf knappe drei Wochen in Vietnam, dass schon jetzt vielseitig, bunt und lecker war.
Februar 2015.
