Dalat, Vietnam. Wasserfälle und Artischockentee.

Dalat wird im Reiseführer nur als Randnotiz erwähnt, aber jeder den man trifft schwärmt von Dalat und der Natur dort. In Nebensatz wird dann auch noch kurz erwähnt, dass es dort vergleichsweise kalt ist. Um nicht zu sagen, scheiße kalt in der Nacht. Rose, Becky und ich sind am morgen aus dem Bus ausgestiegen und fast erforen. Haben die Busse sonst meistens ja eher 2 Stunden Verspätung weil man an dubiosen Rastplätzen halten muss, war dieser Bus ausnahmsweise mal eher da als geplant und um 6:00 Uhr morgens ist es in den vietnamesischen Bergen verdammt kalt. Mir graut es schon davor noch weiter in den Norden zu fahren.

Unser Hostel war mehr ein Homestay und so wurden wir mir Umarmungen, Artischockentee und Bananen begrüßt. Das Haus war winzig, der Dorm ein Matrazenlager auf dem Dachboden, aber alles sauber und irgendwie heimlig. Wäre ich am Anfang von meinem Trip, wäre ich vermutlich rückwärts wieder raus gelaufen, aber man wird ja bescheidener und genügsamer.

Nachdem „Mama“ uns eingecheckt hat, sind wir etwas blauäugig drauf los gelaufen in Richtung Stadtzentrum. Schlafmangel, Kälte und Hunger haben uns aber wohl etwas vernebelt. Sind zwei Stunden lang durch Wohnsiedlungen gestapft – vom Zentrum keine Spur. Stadtessen haben wir einen riesigen Goldenen Buddah gefunden und der Stadt beim Aufwachen zugeschaut. Leicht verzweifelt haben wir irgendwann aufgegeben und uns vom Taxi zur Talstation der Seilbahn von Dalat bringen lassen. Haben da einen Blick auf das Kloster geworfen und sind dann mit der Seilbahn und bei wunderschönen Panorama wieder auf den Berg gefahren. Von da aus konnten wir uns dann auch endlich mal orientieren und haben schließlich das Stadtzentrum gefunden.

In Vietnam gibt es überraschend viele gute Bäckereien, die leckere Milchbrötchen, Muffins und Kuchen backen. Daneben ist das Haupt „Fast-Street-Food“ – belegte Baguettes. Gegen Mittag haben wir endlich mal was gefrühstückt und sind danach am See alle eingeschlafen. Nachmittags waren wir noch am „Crazy House“, eins der zehn ungewöhnlichsten Gebäude der Welt. Die Architektin will – es wird immernoch dran gebaut – mit dem Gebäude die Menschen ermahnen wieder näher mit der Natur zusammen zu leben, so ist alles aufgebaut wie ein Labyrinth aus Baumhäusern in denen man rumkrackseln kann.

Ein Aspekt von unserem Homestay ist dass abends „Mama“ für alle kocht. man sitzt mit ca. 40 Leuten in dem winzigen Aufenthaltsraum und es gut unzählige Teller mit super leckeren Essen. Das schaufelt sich man dann in kleine Schüsseln und wenn Mama das Gefühl hat man isst zu wenig, dann wird man auch schonmal von ihr mit Frühlingsrollen gefüttert.

Während die 40 Leute durcheinander plappern und man den Canyoning Geschichten der anderen zuhört, singt und kocht Mama in der offenen Küche und es scheint als würde es nie aufhören, dass neue Teller mit essen kommen. Gegessen wird um fünf und so liegen fast alle um 22h kugelrund in seinem Matratzenlager im Bett.

Am nächsten Tag waren Rose, Becky und ich dran mit Canyoning. Mit einer sehr sympathischen Gruppe von ca 15. Leuten ging es erst ein paar Minuten in die Berge und kurz darauf schon zum ersten Abseilen. Insgesamt mussten wir uns zweimal trocken abseilen, was aber trotzdem am Ende einen Sprung in den Wasserfall beinhaltet und zweimal mussten man sich direkt im Wasserfall abseilen.

Das waren meine Favouriten, es ist zwar durchaus angsteinflößend aus, wenn man nur an einem Seil im Wasserfall die Wand herunter läuft, von oben peitscht das Wasser und dann muss man auch noch in ca 4m Höhe abspringen bzw. das Seil loslassen. Sobald man aber wieder auftaucht ist es das beste Gefühl ever! Außerdem ist man ganz schon stolz wenn man dann mal den Wasserfall von unten sieht und weiß, man hat seine Angst überwunden.

Außerdem standen auf dem Programm verschieden Wasserrutschen, wo man einfach in kleineren Wasserfällen mit der Strömung mitschwimmt, kürzere Hikes und Klippensprünge. Ich hab mich als einziges Mädchen an den 11m mit Anlaufsprung getraut und war nochmal stolz wie Bolle.

Der Tag ging unfassbar schnell rum, hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und gehört definitiv zu den Highlights bisher. Abends saßen wir wieder bei Mama Abendessen, haben Heldengeschichten erzählt und Passionfrucht Mojitos getrunken. Dieses Mal waren bestimmt nochmal mehr Leute beim Abendessen, man konnte sich im Raum kaum noch bewegen, mit Trinkspielen mussten wir irgendwann aufhören weil es einfach zu unübersichtlich war, obwohl wir uns alle kaum kannten fühlte es sich wie eine Gruppe von alten Freunden kann. Eine ganz spezielle Atmosphäre!

Rose und Becky sind am nächsten Tag weiter nach Nha Trang, ich hab mir noch einen Tag gegönnt zum ausschlafen, Fotos zu sortieren, back ups zu machen und mich durch die verschieden Cafés zu schieben. Dadurch das Dalat grade für seine Outdoor Sportmöglichkeiten bekannt ist, sieht man im Stadtbild kaum Reisenden und so fühlt sich die Stadt noch recht ursprünglich an. Wäre es bloß etwas wärmer könnte man es hier durchaus länger aushalten.

Februar 2015.

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