Die Fahrt von Dalat nach Nha Trang führt einen durch die sattgrünen Highlands von Vietnam. Nach dem staubigen und trocknen Kamboscha erscheint Vietnam landschaftlich immer spannender. Unser Minibus hat sich tapfer, hupend durch die schmalen Serpentinen gekämpft und ich hab gegen die Müdigkeit gekämpft um soviel wie möglich von der Landschaft zu sehen. Angekommen in Nha Trang hab ich mich das erste Mal auf ein Motorad Taxi getraut, der ältere Herr nimmt den Rucksack vor sich und ich versuche hinten nicht runterzufallen bei der Kamikaze Fahrt.
Nha Trang selber – naja, die Stadt hat einen Strand. Punkt. Der Strand ist nicht atemberaubend schön, aber er ist okay. Mich kann man immer mit Strand glücklich machen. Aber viel mehr scheint die Stadt auf den ersten Blick nicht zu bieten zu haben. Der Fakt, dass es bis zum letzten Jahr täglich fünf Direktflüge aus Russland gab, prägt das Stadtbild zusätzlich. Flyer, Schilder und Begrüßungen sind auf russisch, dementsprechend sind das Publikum eher kein klassisches Backpacker sondern Familien mit Kindern.
Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, ist die Stadt aber nicht so schlimm wie alle beschreiben. Ich hab mir für einen Tag eine private Mountainbike Kayaktour gebucht und sie war jeden Cent wert. Mein persönlicher Guide war total nett, sprach verhältnismäßig gutes Englisch und hat mir das Hinterland von Nha Trang gezeigt. Sobald man die Bettenburgen vom Strand hinter sich lässt besteht das Umland auf kleinen Dörfern, Schotterpisten und Reisfeldern. Die Kinder schmettern einem immer ein fröhliches „hello“ entgegen, Beautysalons sind in Blechhütten und neben der Straße trocknen die Weihrauchstäbchen. Umrahmt wird das ganze von den Bergen der Highlands.
Tet – das vietnamesische Neujahrsfest wirft unübersehbar seine Schatten Voraus. Wir wurden schon in Saigon vorgewarnt, dass diese Zeit zum reisen nicht die allerbeste ist. Thong – mein Guide hat mir dann nochmal in Einzelheiten die Festivitäten erläutert. Das Neujahrsfest selber ist am 19.2. – aber schon Tage vorher reist das ganze Land nach Hause zur Familie; Shops und Restaurants werden für mehrere Tage geschlossen und man versucht noch auf den letzten Drücker alles am Haus zu reparieren oder hübsch zu machen. Man glaubt, so wie man das neue Jahr beginnt so setzt es sich dann fort – also muss man selbstredend alles auf Vordermann bringen. Das ist kaum zu übersehen in den Straßen, überall wird gestrichen, gehämmert und geputzt.
Außerdem gehört zum Tet ein Kumquatbaum oder ein großer Baum mit gelben Blüten – ähnlich wie Margeriten. Die Straßen sind gesäumt mit Händlern, die unzählige dieser Bäumchen aufgestellt haben. Die gelbe Flut scheint unendlich. Für ein Land in dem das Monatseinkommen in Durchschnitt bei 200$ liegt, sind die Bäume mit ca. 20-30$ verdammt teuer.
Immer weiter raus aus den Dörfern, waren wir nur noch von Reisfeldern umgeben. Sobald da der Wind durchgeht, bieten diese eine angenehme Erfrischung. Mittag haben wir in einem Restaurant gemacht, das eigentlich schon geschlossen hatte für Tet. Dennoch haben wir eins der besten Beef Stir Fries gegessen und zugeschaut wie die Anwohner einen Damm im Wasser gebaut haben, um in der grade regenarmen Zeit ausreichend Wasser für die Felder zu haben.
Danach sind wir aufs Kanu umgestiegen. Außer uns waren niemand auf dem Fluss unterwegs und so sind wir durch die wunderschöne Landschaft geschippert und haben der Natur zugehört. Der Fluss führt irgendwann ins Meer, leider war grad Flut und Gegenwind. Muskelkater vorprogrammiert.
Wieder zurück in Nha Trang war mein letzter Programmpunkt eine Yogastunde bei der Frau, der auch die Travel Agency gehört. Außer mir waren dort nur vietnamesische Damen, die ich um zwei Köpfe überragt habe und die mich höchst interessiert beobachtet haben. Die Stunde war dann auch auf vietnamesisch, gut dass Yoga mehr oder weniger international ist. Immerhin weiß ich jetzt was aus- und einatmen heißt.
So wertvoll meistens die Tips von anderen Reisenden sind, sollte man doch manchmal auch auf sein Bauchgefühl hören. Mir hat Nha Trang mit meinem Programm super gut gefallen und nach dem recht aktiven Tag konnte ich auch die anschließende Nachtbusfahrt wunderbar durchschlafen.
Februar 2015.
