Hoi An, Vietnam. Maßgeschneidertes, Weltkulturerbe und Strand.

Ich hab mich selber dabei erwischt, dass ich mich gefragt habe – ob es auch richtig schöne asiatische Städte gibt. Versteht mich nicht falsch, die Städte waren bisher spannend, interessant, anders, mal saubere, mal schmutzig, mal charmant und verwinkelt und mal großstädtischer – aber selten so, dass man sie aus „schön“ beschreiben würde.

Und dann kam Hoi An. Die Stadt gehört nicht zu Unrecht zum UNESCO Welterbe. Die Häuser sind maximal zwei-drei Stockwerke hoch, man sieht ihnen an, dass sie in die Jahre gekommen sind aber genau das ist der Charme. Meistens in gelbtönen gestrichen mit Holztüren, die Straßen gesäumt von bunten Lampinons. Besonders in der Dämmerung entfaltet die Stadt ihr Schönheit.

Unübersehbar ist die Stadt bekannt für maßgeschneiderte Kleidung, Schneiderladen reiht sich an Schneiderladen. Da ich nun wegen Tet inzwischen ganz schön nervös war, war mein erster Gang in einen der unzähligen Shops. Ich hatte mir zwar vorher Tripadvisor Tipps durchgelesen, bin aber schließlich in einen Laden gelandet – der nirgendwo erwähnt war. Die Dame war unfassbar nett und ich hab mich gut beraten gefühlt – wieder so eine Bauchgefühl Geschichte. Morgens zum bestellen und abmessen dagewesen und abends schon zur ersten Anprobe. Das Kleid ist für eine Hochzeit im Juni und war einfach genau das was ich mir vorgestellt habe. Meine Schneiderin war auch – und ich glaube das war nicht gespielt – begeistert von ihrer Kreation und hat mich sekundenlang einfach nur angestarrt. Es mussten noch ein paar kleinere Änderungen gemacht werden und am nächsten morgen konnte ich es abholen. Es fühlt sich großartig an, ein Kleidungsstück zu besitzen, dass nur ich habe und das nur für mich gemacht wurde. Und das ganze für nur 45$!!

In Hoi An gibt es fast keine Hostels nur klassische Hotel – bis auf das Sunflower Hotel. Das war mal ein Hotel und wurde anscheinend auf die schnelle zum Hostel umgebaut. So kam es auch, dass sich dort über die Tage fast alle Leute, die ich bisher immer wieder irgendwo getroffen haben dort wieder über den Weg laufen.

Irgendwie ist es schön zu wissen, dass man zwar alleine unterwegs ist – aber man sich sicher sein kann irgendwie bald wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen. Unter anderem habe ich Rose und Becky dort wieder getroffen, die meisten Leute aus unserm Canyoning Kurs: Patrick und Mickey aus Schottland, Owen und Shervon aus Irland, Jenny und John aus England und Felix und Julian aus Deutschland. Patrick hat es schön zusammengefasst unter „Family Reunion“.

Neben der Altstadt hat Hoi An einen Strand zu dem man am besten mit dem Fahrrad kommt. Ich glaube, ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch, den Fahrrad fahren mit so einer kindlichen Freude erfüllt. Wind in den Haaren, Sonne auf der Nase und eine Lied im Kopf. Könnte ich stundenlang so machen, der Strand ist aber nur 15 Minuten von der Stadt entfernt. Es lohnt sich ein bisschen weiter zufahren, also dort wo dir Restaurants sind. Der Strand ist ganz nett, nach Koh Rong sind meine Standards leider etwas zu hoch…

Das Nachtleben in Hoi An ist etwas merkwürdig. Die Stadt hat super schöne, toll eingerichtete und leckere Restaurants. Aber es gibt eigentlich nur drei Bars, die den Namen verdienen. Wie in Vietnam üblich müssen diese meist gehen Mitternacht schließen. Um dies zu umgehen, bietet die „Why Not?“ Bar einen Shuttle Bus an, der dann die Meute 15 Minuten aus der Stadt rauffährt und vor etwas hält, was wie ein Privathaus aussieht. Der „Club“ names King Kong besteht aus etwas das wie eine Tanzfläche aussieht, auf der aber ein Billardtisch steht, einer schnell zusammenzimmerten Bar, vollgekritzelten Wände, Getränken in alten Plastik-Marmeladengläsern und anstelle eines DJs steht da ein Computer, wo die Leute sich bei Youtube austoben müssen. Im Prinzip ist der Laden ein Parade Beispiel dafür wie man keine Party schmeißt. Aus Mangel an Alternativen laden aber eigentlich alle da und harren aus, bis der klapprige Bus um 3Uhr wieder zurück in die Stadt fährt. Ein Abend im King Kong ist völlig ausreichend und kann man dann unter Erfahrung abhaken. Die nächsten Abende haben wir mit Spielen in der Hotelbar, gutem Essen und aus Interesse in einer der anderen Bars verbracht – die genau so erbärmlich war.

Ein weiteres To-Do auf meiner Liste für diese Reise war ein Kochkurs. Nachdem Rose und Becky ihren Valentinstag in Goins Kochschule verbracht haben und dort unter anderem unser absolutes Lieblingsessen – Frühlingsrollen – gemacht haben, hab ich meinen Kochkurs auch bei der äußerst aufgeweckten Dame gemacht. zusammen mit zwei Mädels aus Amerika haben wir frische Frühlingsrollen, vietnamesischen Pancake, Fried Beef Noodles und Chili & Lemongrass schicken gemacht. Jede Zutat wurde mit einem Hello begrüßt, „hello carrots“ und jeder Kochvorgang hatte einen eigenen Song. Wer nicht singt, darf nicht mit umrühren. Das Essen war unfassbar lecker, ich hoffe zuhause sind alle darauf vorbereitet meine neuen Kochkünste auszuprobieren.

Ich hätte leicht noch mehr Zeit in Hoi An verbringen können. Morgens zum Strand, mittags mit dem Rad durch den Stadtverkehr wuseln und durchklingeln und versuchen den Rollern mit den hinten drauf geschnallten, riesigen Qumquatsbäumchen auszuweichen, Nachmittags im Cocobox – meinem Lieblingscafe sitzen und frische Säfte Trinken und abends mit den anderen in der Klassenfahrt-Atmosphäre zusammen sitzen. Aber faul werden und sich gewöhnen ist gefährlich, weiter gehts.

Februar 2015.

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