Das erste Gespräch mit neuen Leuten besteht meistens aus den gleichen Fragen: where are you from? Kann man sich meistens noch merken; Whats your Name? – vergisst man meistens sofort; How Long have you been in – insert Country or city -, interessiert einen meistens nicht wirklich; where are you off to next? – wenn die Antwort dann kein anderes Land in naher Zukunft ist, stellt sich meistens die Frage: machst du Urlaub oder reist du?
Als Backpacker wäre die Bezeichnung Urlauber eher eine Beleidigung. Urlauber? Das sind die, die an den Flughäfen, Bahnhöfen mit Schildern abgeholt werden. Die, die in Hotelbunkern wohnen, da läuft Essen nach Plan, Bespaßung nach Programm, Ausflüge bedeuten man wird im Bus vor die Sehenswürdigkeiten gekarrt und hat fünf Minuten Fotopause.
So jemand will man ja nicht sein, schnallt sich den Rucksack auf, Stefan Loose oder Lonely Planet unterm Arm und eine schicke Spiegelreflexkamera und fühlt sich ja wahnsinnig individuell. Wir steigen todesmutig in ein TukTuk und haben nicht vorgebucht, Restaurants? Nein Danke, wir essen Street Food, aber nur da wo auch ein andere Westler sitzen, ne Lebensmittelvergiftung will man sich auch nicht zuziehen. Wir essen undefinierbares Zeug, lernen Hallo und Danke in der Landessprache, wir wollen ja das Land kennenlernen.
Wenn man ganz ehrlich ist, ist hier fast niemand individuell, wir haben alle die gleichen Reiseführer, schlafen in den gleichen Hostels, haben alle den gleichen Tripadvisor Tipp für das tolle kleine Cafe. Die wenigsten leben wirklich mal mit den Locals und schaffen es die anderen Westler hinter sich zu lassen. Hin und wieder trifft man jemanden, der sich tatsächlich mit dem Fahrrad durch Südostasien schlägt oder der in Australien nur per Anhalter gefahren ist und am Strand geschlafen hat, gebannt lauscht man deren Geschichten und denkt heimlich, ich könnte das nicht.
Touristen sind wir Irgendwie alle – wir fallen alle auf, verstecken können wir uns hier nicht. Und trotzdem unterscheiden wir uns den Urlauber.
Reisen ist nicht bequem, Urlaub schon. Wenn mir jemand sagt „erhol dich gut“, muss ich schmunzeln. Erholung? Ja, vielleicht mal einen Tag an dem man nichts vor hat, mal wirklich nur am Strand liegt oder sich durch die Cafés und Restaurants der Stadt isst. Mich hat jemand gefragt, ob ich mich schon langweile – aber dafür habe ich keine Zeit! Ich muss einen Bus buchen, muss ein Hostel finden, muss überlegen ob ich morgen oder übermorgen weiterreisen will. Welche Tagestour will ich machen, bleibe ich länger und warte auf Leute, die ich kennengelernt habe? Man ist die ganze Zeit beschäftigt, man muss den ganzen Tag Entscheidungen treffen, Erholung ist was anderes. Das ist was für Urlauber.
Natürlich sitzen wir alle im gleichen Nachtbus ins nirgendwo, aber indem eben nicht alles durchgeplant und vororganisiert ist, entdecken wir die Langsamkeit. Über Land reisen braucht Zeit, Busse verspäten sich oder bleiben liegen. Boote kommen gar nicht oder sind überfüllt. Und wir? Wir ärgern uns, aber wir beschweren uns nicht. Der Tennis-Socken-Liegenreservierer hätte schon längst einen lauten gemacht, wir schmunzeln und warten auf unseren Rucksäcken. Irgendwie geht es schon weiter.
Reisen lehrt uns geduldig und zuversichtlich zu sein, keinen Plan zu haben ist auch ein Plan. Klar, suchen wir das Abendteuer, buchen spannende Trips und freuen uns wenn wir den versprochenen atemraubenden Moment erleben. Aber wenn dieser Trip dann nur halb so gut waren wie erwartet oder total schief gegangen sind, machts immer noch ne gute Story.
Am Ende ist der Weg das Ziel. Der Urlauber weiß was ihn erwartet und streicht alles akribisch von seiner Liste. Der Reisende plant unterwegs, verläuft sich, biegt falsch ab, trifft falsche Entscheidung aber ist dankbar für jede Erfahrung. Ich denke, der Unterschied zwischen Urlaubern und Touristen ist die Attitüde, die Einstellung und die Erwartung an den Trip.
Für mich, ist der Weg das eigentliche Abendteuer und ich kann mir eigentlich nicht vorstellen jemals am Ziel anzukommen.
marlenazu.com 