Die Halong Bay mit den unzähligen Kalkfelsen gehört definitiv zu den Hauptattraktionen von Vietnam. Die Wettervorhersagen waren nicht die besten, in den Tagen zuvor hatte es auch schon in Hanoi immer mal wieder geregnet. Die Landschaft ist dennoch einzigartig und auf aufgrund seiner Ungewöhnlichkeit mystisch schön – vielleicht sogar schöner im Nebel als im Sonnenschein.
Bootstouren in die Halong Bucht werden in Hanoi an jeder Ecke angeboten, eine der populärsten in die „Castaways“ – organisiert von einer der größten Hotelketten in Vietnam gilt als berühmt berüchtigt hauptsächlich für feierwütige Engländer. Zusammen mit Felix und Julian, die extra einen Tag in Hanoi auf mich gewartet haben, haben wir uns für eine etwas unbekanntere Tour entschieden. 3 Tage, 2 Nächte, angeblich gutes Essen (gutes Essen ist für mich immer ein Verkaufsargument) und eine Insel ganz für uns alleine. Das ganze lief unter dem Namen Partycruise – mit einer Bar, die um 2 Uhr nachts schließt und Tagesaktionen, für die man um 7 Uhr aufstehen muss – hielt sich die Party in Grenzen. Gelohnt hat sich die Tour trotzdem.
Dienstag morgens wurden wir um 8 Uhr am Hostel abgeholt und sind erstmal drei Stunden lang aus Hanoi zum Anlegepunkt für die Halong Bay gefahren. Unser Guide war ein etwas überambitionierter Vietnamese, der uns als Gruppe immer – wirklich immer – mit „Paaartybooat“ angesprochen hat. Raus aus dem Bus, rauf auf ein kleines Boot, dass uns dann zu einem großen Boot bringt – auf dem wir den restlichen Tag und auch die Nacht verbringen.
Meine Horrorvorstellung war, dass die ganze Halong Bay vollgestopft mit Ausflugsbooten ist und man quasi nur auf einer Bootsautobahn unterwegs ist. Ist Gott sei Dank nicht so – sobald man den ersten Stop an einer Höhle (nach den Höhlen im Phon Nga Park recht unspektakulär) hinter sich gelassen hat, schippert man fast alleine zwischen den Felsen her. Die Stimmung kann man auf Fotos kaum fest halten, immer wenn man denkt, es kommen keine neuen Felsformationen mehr tauchen am Horizont die nächsten auf. Ein riesiges Labyrinth aus grün bewachsenen Kalkfelsen, die 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden.
In einer etwas abgeschotteten Bucht sind wir vor Anker gegangen und konnten dort mit Kajaks die kleinen Inseln näher erkunden. Unsere Gruppe war ein bunter Mix aus Engländern, Amerikanern, Schweizerinnen, Holländern, Kanadiern, Franzosen und uns Deutschen. Nach kayaken, vom Boot springen und Abendessen – blieben nur noch Trinkspiele wie ein ominöses Spiel names „Oopsi Poopa irgendwas“ und all time favourite „Ring of fire“.
Während einige erwartet hatten, dass dann abends auf dem Boot die Riesenparty stattfindet, hatten die Bootsleute andere Pläne und haben die Bar um 2 Uhr dicht gemacht. Nix mit Partyboot – fand ich aber nicht allzu schlimm. Am nächsten Morgen mussten wir nämlich schon um 7 Uhr frühstücken, unsere Gruppe wurde kleiner, da einige nur eine Übernachtung gebucht hatten und auf dem Boot dann wieder zurück geschippert sind.
Unsere kleine, aber feine Gruppe aus ca. 18 Leuten wurde auf ein kleine Transport Odyssee geschickt. Auf ein kleines Boot verladen, auf Cat Ba Island angelegt, dort von sehr verkaufstüchtigen Damen belästigt – man möge doch bitte ein Wasser oder Pringles kaufen – dann in einen klapperigen Bus verladen, einmal quer über die Insel gebrettert, wieder auf ein kleines Boot verladen, mit dem dann erstmal wieder durch die Buchten geschippert. Stop zum Felsen klettern und Klippen springen. Anders als in Dalat hab ich mich diese Mal nicht getraut und mich nachher richtig geärgert.
Und schließlich in zwei Mini Gruppen auf eine Boot von Nussschalen Größe verladen und FINALLY! sind wir auf Freedom Island angekommen. Eine Insel ganz für uns alleine. Dort lebt nur der nette Herr, der das Häuschen da betreibt mit seinen Hühnern und Hunden (er war früher beim Militär und konnte den Jungs auch hervorragend rabiat einen Dorn aus dem Fuß ziehen).
Unsere Insel bestand im Prinzip nur aus zwei Strandseiten eingebettet zwischen den Felsen – mitten drin unser Häuschen mit Hängematten, Volleyballfeld und Kayaks. Wir konnten unser Glück kaum fassen, mussten erstmal die Felsen hochklettern um unseren Strand von oben zu sehen. Kein anderes Boot oder sonst jemand in Sicht und wir irgendwo im Nirgendwo – natürlich schon der zweiter Tag ohne Wlan oder sonstige Technik.
Das Abendessen war großartig, die erneut von unseren Vietnamesischen Guides initiierten Trinkspiele – naja.. Die Stimmung war trotzdem besonders, ein bisschen wie Klassenfahrt, wo man mit 11 Jahren das erste Mal mit den besten Freunden im der Jugendherberge in Brilon saß und sich gefühlt hat als könnte man heute Abend die Weltherrschaft übernehmen. Unbesiegbar und nur die, die dabei waren wussten, dass uns die Welt gehört. Dieses Mal eben mit Leute, die man grade mal ein paar Tage kennt.
Als es dann stockfinster war, konnten wir das fluoreszierendes Plankton am Strand beobachten. Unglaublich, man geht mit dem Fuß durch das Wasser und tausend kleine Lichter tauchen auf wie Sterne. Fotografieren kann man das flüchtige Naturspektakel kaum – man muss es einfach in dem Moment genießen.
Geschlafen wurde mit fast allen in einem Raum auf dünnen Matratzen, eigentlich schon fast im Bett, saßen wir dann doch noch ewig auf der Veranda und haben gequatscht. Unsere Guides haben dann noch den selbst mitgebrachten Alkohol entdeckt – auch wieder wie auf Klassenfahrt aber dann eher so mit 15 Jahren. Der nächste Morgen kam wieder viel zu früh, wir haben uns wieder auf unsere kleines Boot, größeres Boot, Bus, kleines Boot, großes Boot Odyssee begeben und kamen schließlich wieder am Anlegepunkt an. Zurück in der Zivilisation.
Der Minibus hat uns wieder zurück nach Hanoi gebracht, der Fahrer war wieder höchst lebensmüde und ich hatte Angst noch einen Tag vor meinem Geburtstag in den „Club 27“ eintreten zu müssen.
Februar 2015.
