Man kann nicht behaupten, dass wir nicht gewarnt wurden. Es gibt zahlreiche Zeitungsartikel und Blogposts mit den illustren Titeln „Von Laos ins Chaos“, „Bus from hell“ etc. Wir waren auf das schlimmste vorbereitet und wurden nicht enttäuscht.
Man hätte ja auch fliegen können, hätte einiges an Nerven gespart aber mehr gekostet und man wäre um diese Erfahrung ärmer gewesen. Außerdem mag ich das Gefühl in ein anderes Land zu laufen, die paar Meter im Niemandsland. Wir sind so gewöhnt an die europäische Grenzenlosigkeit, dass man vielleicht nicht mehr so bewusst merkt wie sich Sprache, Landschaft und Kultur schlagartig ändert. Grenzübergänge sind für mich immer Nervenkitzel. Klar, mit einem deutschen Pass muss man sich selten Sorgen machen, aber dieser Moment in dem der grimmige Grenzbeamte den Pass an sich nimmt und missmutig drin rum blättert, lässt mein Herz immer ein klein bisschen schneller schlagen.
Zusammen mit Felix und Julian bin ich also an meinem Geburtstagsabend in Hanoi zuerst einen freundlichen Herrn im Anzug quer durch die Altstadt gefolgt, dann durften wir mit anderen an einem Reisenbüro warten und hatten Zeit uns mit unseren Leidensgenossen anzufreunden. Ein klapperiger Bus hat uns nach zu langer Zeit abgeholt und wir wurden am Busbahnhof vor der Stadt ausgespuckt und durften unser fahrendes Zuhause für die nächsten 24 Stunden beziehen.
Natürlich war dies nicht einer der eher luxuriösen vietnamesischen Busse sondern eher von der einfachen laotischen Art. Doppelstöckige Doppelbetten – da kann man froh sein, wenn man denjenigen der neben einem liegt kennt. Unsere Busgenossen waren zu einem Drittel andere Backpacker und der Rest waren vermutlich vietnamesische oder laotische Arbeiter auf dem Weg von oder zu Arbeit im fremden Land. Während wir das Glück hatten und ein tatsächliches Bett hatten, mussten diese zum Teil auch im Gang liegen, sitzen und schlafen. Erste Stop – wie immer – im Nirgendwo an einem „Rastplatz“ mit eher ungenießbarem Essen. Die anderen Backpacker waren unter anderem John und Jenny aus der Dalat Familie und weitere Engländer und Neuseeländer.
Ich hab ja das Glück und kann in fast allem schlafen, was sich bewegt, trotzdem blieb auch mir nicht verborgen, dass der Bus mehrmals in der Nacht irgendwo am Straßenrand angehalten hat. Leute sind ein- und ausgestiegen, Waren wurden ein- und ausgeladen. Vom Geräuschpegel hörte es sich an als würde der Motor ausgebaut und neu zusammengesetzt. Fußgetrapse auf dem Bus und Geschrei mitten in der Nacht. Als wir in den Morgenstunden wach geworden sind, schien der Bus auch doppelt so voll wie zuvor gewesen zu sein.
Um 07:00 morgens standen wir also an der Grenze, alle raus aus dem Bus. Die Einheimischen waren schnell abgefertigt mit dem Visum – für uns 12 Backpacker hat es erheblich länger gedauert. Hinzu kam, dass Julians Pass in einem halben Jahr abläuft und er somit zwar aus Vietnam offiziell ausreisen durften, aber nicht nach Laos einreisen. Bestechung scheint nicht so gut zu funktionieren wie immer alle behaupten, also musste Julian auf abenteuerliche Weise zurück nach Hanoi um dort in der Botschaft seinen Pass zu verlängern.
Wir haben insgesamt 3 Stunden gewartet, bis alle 11 Leute einen Visum im Pass hatte und durften wieder in den Bus steigen. Die Straßen waren auf laotischer Seiten augenblicklich schlechter und auf dem ersten 500m lag auch gleich der erste LKW im Graben – ermutigend. Wir hatten unseren Bus bis Vang Vieng gebucht – bei einem Stop in Nirgendwo nahmen Phonsavan, stellte sich aber heraus, dass dieser Bus nur nach Luang Prabang – also in die entgegen gesetzte Richtung fahren wird. Verwirrt, müde, verspannt und hungrig sind Felix und ich also ausgestiegen.
Phonsavan ist ein bisschen wie diese leere Western Stadt wo die Heuballen durchs Bild fliegen und nur alle halbe Stunde jemand die Straße auf und ab läuft. Wir wurden also verarscht und waren nun im nirgendwo gestrandet – und hatten unterwegs auch noch Felix besten Kumpel verloren. Es gibt Tage an denen läufts besser.
Ich wollte unbedingt noch weiter und auf keinen Fall in diesem gottverlassenem Ort stranden, also haben wir eine der zwei hier ansässigen Travel Agencys aufgesucht und den überteuerten Bus nach Vang Vieng gebucht. Wir durften noch mal 6 Stunden warten und haben allerhand Pläne geschmiedet von laufen, ein Auto mieten, bis Motorräder kaufen oder mit nem TukTuk die 90km nach Vang Vieng zu fahren.
Der finale Bus nach Vang Vieng war dann Gott sei Dank von der besseren Sorte – wir konnten tatsächlich schlafen und wurden um 4 Uhr morgens in Vang Vieng ausgespuckt. Nach ca. 36 Stunden on the road sind wir völlig ko ins Hotelbett gefallen. Grenzübergänge scheinen nicht unbedingt meine Spezialität zu sein.
März 2015.







