Luang Prabang, Laos. Weltkulturerbe, Elefantenrodeo und Late-Night Bowling.

Luang Prabang gehört zum UNESCO Welterbe und ist bekannt für seine vielen Klöster, Handwerksshops und Ausflugsziele drum herum. Die Stadt ist auf den ersten Blick eher was für Multifunktionsrentner im Partnerlook und outdooraffine Familien. Für mich ist in Luang Prabang ein bisschen die Zeit stehen geblieben, jeden Abend habe ich gedacht, ich will morgen weiter und bin dann doch geblieben.

Die Fahrt von Vang Vieng nach Luang Prabang war zwar malerisch aber komfortmäßig eher von der ganz miesen Sorte; in einem Minibus mit der Beinfreiheit für Dreijährige, mit einer Person mehr als Sitzplätze. Immerhin war die Aussicht schön. Hostels gibt in dem Ort es nur ganz vereinzelt, im Minivan haben wir noch Tim aus England mit aufgepickt und aus den Fängen von zwei extrem wuseligen Koreanern befreit. Die zwei Herren konnten gar nicht genug Selfies mit Tim und seiner Glatze machen.

Zu dritt haben wir in das erstbeste Hostel eingecheckt und sind prompt auf Luc und Thomas aus Holland getroffen, die mit uns auf der Halong Bay Cruise und in Hanoi waren. Je mehr desto fröhlicher! Und zu fünft waren wir dann am ersten Abend essen und haben einen Blick auf den Night Market geworfen. Luc und Thomas sind am nächsten Morgen aufgebrochen in Richtung Kambodscha.

Am nächsten Tag sind Felix, Tim und ich mit dem TukTuk zum Kuang Si Wasserfall gefahren, einer der angeblich schönsten in Südostasien. Das Wasser ist wirklich kristallklar und türkisgrün wie ein natürlicher Swimming Pool. Den Weg nach ganz oben kann man sich eigentlich sparen, die Sicht oben ist weniger auf dem Wasserfall als mehr in das Tal. Nett, aber lohnt den abenteuerlichen Auf- und Abstieg nicht. Die Abkühlung in einer der zahlreichen kleinen Pools war dafür umso willkommener. Mit den Füßen im eiskalten Wasser sitzt man dort mit anderen Reisenden, in unserem Fall zwei Rentnerpärchen, die sich so liebevoll gepiesackt habe, dass man sich wünscht ganz genau so mit jemandem alt zu werden. Am Abend sind Felix und Tim gemeinsam in Richtung Chiang Mai aufgebrochen, Felix sollte dort nach einem erneuten Horrortrip wieder auf Julian treffen. Julian hatte so lange seine Visaprobleme in Vietnam gelöst und war nach Thailand geflogen.

Ich war nun seit Tagen das erste Mal wieder so richtig alleine. Mir war fast, als hätte ich vergessen, wie es ist alleine unterwegs zu sein. In meinem neuen Hostel wars es eher ruhig und irgendwie war ich den Reise Small Talk leid. Stattdessen hab ich mich beinahe zwei komplette Tage im Internetcafe verkrochen und Bilder gesichert und hochgeladen, ins Reisetagebuch geschrieben und diverse Cafés abgeklappert.

Als eines der „Highlights“ in Luang Prabang ist die Opfergabe an die Mönchen beim Morgengrauen. Viel positives darüber habe ich nicht gehört, also bin ich da eher verschlafen und skeptisch bei Sonnenaufgang hingeschluppt um es mir wenigstens mal anzusehen. Das Szenario ist wirklich etwas skurril; eigentlich geben dort die Stadtbewohner, wie in buddhistischen Ländern üblich, vor dem Morgengrauen Lebensmittel als Opfergaben an die Mönche. Grade in Luang Prabang ist es aber so, dass vor allem Touristen am Wegesrand knien und sich dabei fotografieren, wie sie die Bettelschüssel der Mönche füllen. Die Opfergabe verkommt also zum Fotomotiv. Ich stand etwas abseits neben einem russischen Pärchen, die die Mönche auch berührt haben (absolutes No-Go!) und anhalten wollten um den Moment ideal in Szene zu setzen. Wie gesagt, Themaverfehlung.

Viel mehr bewegt hat mich, dass hinter all den Touristen und teuren Kameras, sich die Straßenkinder mit großen Eimern aufstellen. Die Mönche geben alles überschüssige aus Bettelschüssel in die Eimer der Kinder. Die jauchzen, wenn da mal außer Reis auch ein Schokoriegel dabei ist. Sind die Mönche weg, rotten sich die Kinder zusammen tauschen, vergleichen und verteilen das erbettelte Essen. Schön zu sehen, dass sich hier der Kreislauf schließt. In den Morgenstunden wirkt auch diese Stadt wieder komplett anders. Am Mekong legen die langen Schiffe an, Familien gehen von Bord und kaufen auf dem Markt alles notwendige ein. Touristen sieht man kaum, nur die Ortsbewohner beim morgendlichen Small Talk.

Der bekannteste Backpacker Treffpunkt ist das „Utopia“: ein Cafe, Garten, Bar – direkt am Fluss. Morgens werden dort Yogastunden angeboten, nachmittags veganer Kuchen und Abends Bier, Karakoe und Filme. Schließen sich dort nach Mitternacht die Türen muss man möglichst leise durch die Wohngegend schleichen um dann in ein überfülltes TukTuk zu steigen. Das eigentliche Highlight im sonst nicht vorhandene Nachtleben von Luang Prabang (Unesco, Renter und outdoor Familien – ihr wisst schon…), ist nämlich die Bowling Bahn ca. 30 Minuten stadtauswärts. In der Stadt gibt es eine Sperrstunde, also fährt man mit der Horde kreischenden Backpackern raus auf die Bowlingbahn.

Hier bowlt man zwar tatsächlich auch, allerdings in FlipFlops, die Kugeln werden geschleudert, über den Kopf geworden oder wie bei Kugelstoßern auf die Bahn geschmettert. Das eigentlich Interesse gilt natürlich dem feiern, bei tagesheller Beleuchtung fühlt sich das ganze aber eher an wie ein wild gewordener Kindergeburtstag. In dem Gewusel habe ich Nico wieder getroffen, den ich in Hoi An und Vang Vieng schon gesehen hatte.

Mit Nico und seinem Kumpel Alex sind wir am nächsten Tag zum Elefantenreiten gefahren. Mir ist schon klar, dass dies keine artgerechte Tierhaltung ist, grundsätzlich sah die Farm aber in Ordnung aus und die Elefanten wurden (zumindest vor unseren Augen) gut behandelt. Erst später ist uns aufgefallen, dass unser Elefant leider lahmte, ein fahler Beigeschmack bleibt bei solchen Touren leider immer. Das Gefühl auf den Tieren zu sitzen und durch die laotische Flusslandschaft zu schaukeln bleibt einzigartig.

Das Highlight war allerdings mit den Elefanten im Mekong zu baden. Wir durften ohne Sattel auf dem Rücken sitzen und im Wasser haben uns die Elefanten mit den Rüsseln nass gespritzt und uns dann auf Kommando wie beim Rodeoreiten abgeworfen. Irgendwie habe ich mir eingebildet, dass die Elefanten da sogar Spaß dran hatten und das vielleicht ihre Genugtuung für das Rumtragen der Touristen ist. Beim baden fühlt man sich den Tieren einfach noch näher, die Haut fühlt sich toll an und man kann tatsächlich ein wenig mit denen kuscheln. Ja, klingt kitschig aber ich bin dankbar für solche Erfahrungen.

ch bin am Abend noch weiter gefahren nach Vientiane, die Hauptstadt von Laos und habe es endlich geschafft Luang Prabang zu verlassen. Die Stadt ist zwar wunderschön aber irgendwie bequem – mit allen Vor- und Nachteilen. Es gibt tolle Cafes mit hervorragenden französischen Croissants, Milchkaffe und nicht zu verachten, den wirklich schönen Nachtmarkt. Die Stadt ist hübsch, überschaubar und umgeben von toller Natur. Auch hier ist dieses goldene Licht allgegenwärtig. Aber sie ist auch langweilig, hier eckt nichts an, es plätschert alles so vor sich her, sehr komfortabel für Touristen. Man könnte hängen bleiben, aber nicht so wie auf den verrocketen Inseln fernab vom zivilisierten Leben. Eher hängen bleiben, weil alles fast so wie zuhause ist. Fast. Zeit für was Neues!

März 2015.

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