Trek – Hsipaw to Inle Lake, Myanmar. Atemberaubend.

Unser Trek mit Robin startete morgens um 09:00 Uhr. Damit waren wir schon zwei Stunden später dran, als jeder andere Trek der uns gestern angeboten wurde. Für uns war das trotzdem zu früh, aber das wollte wir uns nicht anmerken lassen. Wir trafen unsere Mitwanderer im Hinterhof, drei tschechische Freunde, ein australisches Pärchen, das in Singapur lebt und zwei Franzosen, die aber mit einem anderen Guide losziehen würden. Außerdem wurde uns unser Koch vorstellt, der gute Herr würde zu jedem Rastplatz mit dem Motorrad vorfahren um für uns dort ein Essen zuzubereiten. Unsere großen Rucksäcke wurden in ein Auto geladen und ebenfalls vorgeschickt zum Inle Lake.

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Robin sollte die komplette Strecke in Flip-Flops bewältigen, was wir noch etwas ungläubig hingenommen haben. Wir hatten alle auch nur ausgelatschte Turnschuhe an, die zumindest ich nach Tag Drei sehr gerne gegen Robins Flip-Flops eingetauscht hätte. Wir liefen aus Kalaw hinaus in ein Waldstück und waren von nun an noch weiter weg von dem was wir unter Zivilisation verstehen als ich jemals zuvor war. Die nächsten 2,5 Tage liefen wir durch grüne Waldstücke, matschige Sümpfe und rote Steppenlandschaften. Robin wurde nie müde uns die Natur und die Lebensweise der Menschen zu erklären. Manchmal hielt er unvermittelt an, wir stolperten fast ineinander hinein, nur um uns einen besonderen Käfer zu zeigen. Unsere Gruppe war ein sehr glücklich zusammengewürfelter Haufen, trotz der Hitze und weiten Strecken war die Stimmung sehr gut und die Gespräche spannend und tiefgründig.

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Die erste Nacht schliefen wir bei einer Familie, die sowas wie die Bürgermeister Familie der umliegenden Häuser war. Sie waren sehr stolz auf ihre Betonhaus. Unser Schlafraum bzw. Matratzenlager war wie ein Heuboden über den Viehställen und dem Schlafraum der Familie. Unser Koch erwartete uns bereits mit dem Essen als wir ankamen und wir waren überrascht von der Vielfalt, aber vor allem davon, dass er alles auf einer einzelnen kleinen Feuerstelle zubereitet hatte. Im Sonnenuntergang aßen wir gemeinsam, erschöpft aber sehr zufrieden. Um uns herum sprangen wilde Katzen, die Mutter stillte ihr Baby und in Reichweite lagen die trägen Kühe. Ein Badezimmer gab es natürlich nicht, nur eine Art Latrine auf der statt Toilettenpapier ein altes Schulheft lag sowie eine Blechwanne mit Wasser anstelle eines Waschbeckens. Laternen oder Licht gab es auch nicht, nachdem wir den Sonnenuntergang über den Feldern ausgiebig beobachtet und fotografiert hatten, saßen wir also im Kerzenlicht noch zusammen. Nach und nach verzogen wir uns alle recht schnell in unser Matratzenlager.

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Der zweite Tag sollte schon erheblich früher starten, mit Sonnenaufgang gegen 06:00 Uhr wurden wir von Robin geweckt, packten unsere wenige Sachen zusammen, nahmen ein kleines Frühstück ein und zogen wieder los. Wir liefen wieder durch endlose Felder und kleine Dörfer. Waren wir gestern auch noch viel in Wäldern und schattigeren Plätzen unterwegs, so wanderten wir heute hauptsächlich durch weites Land in der prallen Sonne. Robin erklärte und zeigte uns emsig die Eigenarten eines jeden Dorfes. Wir wurden vor allen von den Kindern immer neugierig beäugt. Obwohl Treks in dieser Gegend sehr üblich sind, hatten wir den Eindruck, dass wir nicht durch die Orte geführt wurden, wo täglich hunderte Touristen durchlaufen. Es schien so, als würden wir tatsächlich Einblicke in den burmesischen Alltag bekommen.

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Da war der junge Bauer auf seinem Ochsenkarren, ein Kloster voller kleiner Novizen beim Fußballspielen, eine Mutter bei der Morgenwäsche, zwei Frauen beim Wasser holen, mehrere Männer beim Korbflechten, die Senioren beim ratschen und rauchen, hier und da ein paar Katzen und immer wieder spielende Kinder. Und zwischendrinnen wir, staunend und bestaunt. Ich war zuvor noch nie auf einer mehrtägigen Wanderung und positiv überwältigt von der Ruhe, dem langsamen Auseinandersetzen mit der Umgebung und der ehrlichen Begegnungen mit dem Land. Gegen frühem Nachmittag haben wir bei unsere zweiten Familie an, wieder eine wohlhabendere Familie nach dortigen Verhältnissen. Das Betonhaus hatte sogar einen Brunnen und zwei richtige Stockwerke. Unser Koch war bereits vor uns da und saß mittendrin zwischen Gemüsevariationen und Reis. Wir hatten noch ein wenig Zeit um den kleinen Ort zu erkunden und uns mit der Gruppe zu unterhalten. Vor dem Essen haben einige von uns sich an das Vorhaben „Dusche“ gewagt. In einem kleinen Verschlag hockt man dort und goß sich eiskaltes Wasser aus einem Eimer über den Kopf, erfrischend – ja. Aber sauber fühlt man sich danach nur bedingt, zumal sich der rote Staub in jede Pore ablegt. Unser lauschiges Abendessen im Kerzenschein wurde durch ein paar neugierige Kühe vervollständigt, die man regelmäßig abwehren und zurück zu ihrem Stall führen musste.

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Der nächste Morgen begann wieder mit dem Morgengrauen und uns stand die letzte Etappe bis zum Inle Lake bevor. Wir waren inzwischen alle recht erschöpft und die Hitze hat da nur bedingt geholfen. Robin war unermüdlich und genauso schnell und flink unterwegs wie am ersten Tag. Je fitter Robin erschien, desto müder und quengeliger wurden wir. Wir kamen auch immer mehr in touristischere Gefilde und durften wie in Myanmar üblich für Ausländer den „Eintritt/Zugang“ zum See-Gebiet bezahlen. Die Dörfer schienen nun auch mehr und mehr auf Touristen eingestellt zu sein, da uns auch vermehrt wieder Andenken und nutzloser Kram angeboten wurde. Und schließlich kamen wir an einem Zufluss zum Inle Lake an, dort bekamen wir ein letztes Mal ein fantastisches Mittagessen von unserem Koch. Danach wurden wir in die typische Nussschalen Bode verladen und brausten in Richtung See. Robin und der Koch winkten jedem Boot mit jeweils 4 Personen hinterher. Luc, ich und der Rest unsere Gruppe waren unendlich froh die letzten drei Tage mit einem so engagierten, perfekt informierten und klugen Guide verbracht zu haben. Mir sind diese Tage bis heute in bester Erinnerung geblieben und ich würde es genauso noch einmal machen!

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Das Boot brachte uns auf direktem Wege zu Inle Lake Stadt. Luc hatte den schlechtmöglichsten Platz direkt vor dem Kapitän abbekommen, das aufgepeitschte Wasser spritzte genau auf ihn, sodass er komplett durchnässt ankam. Die weltberühmten Reusenfischer bekamen wir nicht zu sehen. In dem kleinen Örtchen teilten sich dann auch die Wege unsere Gruppe, wir hatten uns zwar sehr gut verstanden und spannende Gespräche geführt, aber danach keinen gemeinsamen Nenner mehr. Luc und ich blieben dann gleich in dem Hotel, wo unsere Rucksäche angeliefert wurden, da es unsere einzig wichtigen Anforderung erfüllte: eine richtige Dusche!

April 2015.

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