Cartagena & Santa Marta. Kolumbien. Zweimal Kolonialstadt, Zwei verschiedene Eindrücke.

C A R T A G E N A – die Kolonialstadt mit der bilderbuchschönen Innenstadt mit hübschen bunten Häusern, riesigen Bougainville Pflanzen, die über die Balkone hängen und Frauen in aufwendigen Kleidern, die Mangos und Ananas verkaufen.

S A N T A M A R T A – 4 Stunden Fahrzeit weiter, ebenfalls eine Hafenstadt, ähnlich bunte Kolonialhäuser, nicht mehr ganz so heiß, vielleicht nicht mehr ganz so malerisch aber dafür auch nicht ganz so überlaufen und anstrengend.

Wir kamen am Abend in Cartagena an und kaum aus der Flugzeugtür raus schlug uns die karibische Wärme entgegen. Die Wärme, nach der wir uns in den letzten Wochen so gesehnt hatten. Wir hatten uns sehr auf die Karibikküste gefreut und uns auch mit möglichen Zielen dazwischen nicht beschäftigt – der erste Weg sollte zunächst Richtung Meer führen.

Unser Hostel war quasi direkt hinter dem Flughafen, was zum ankommen praktisch war, um die Innenstadt zu erkunden, eher nicht. Wir unterschätzen die Hitze, die auch am frühen Morgen schon über der Stadt liegt und liefen ca. 1 Stunde am Strand entlang. Der Strand hier ist allerdings nicht der Rede wert und wird von Wolkenkratzern umrahmt. Wir waren froh, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Stadtmauern erreichen, die die hübsche Altstadt umrahmen. Die wahnsinnige Hitze sollte uns den ganzen Tag begleiten.

Nachdem wir in Bogota kaum Touristen gesehen hatten, besteht Cartagena eigentlich nur aus Reisegruppen und Straßenverkäufern. Die Straßen und Häuser sind wirklich schön und sehenswert, die Hitze wurde aber unerträglich. Wir hatten zunächst den Plan alle Straßen abzulaufen (Die meisten kolumbianische Städte sind rechteckig in Straßenblocks aufgebaut, so findet man sich in den Längst- und Querstraßen eigentlich immer gut zurecht). Letztendlich haben wir uns aber eher von einem klimatisierten Café zum nächsten durchgekämpft.

Die Stadt hat eine bewegte Geschichte, da sie ein wichtiger Hafen für die spanische Flotte zum Handel z.B. mit Waffen und Gold aber auch für den Handel mit Sklaven war und oft von Piraten angegriffen wurde. Neben dem etwas poliertem Stadtkern, gibt es noch das Viertel Getsemani. Hier finden sich eher nicht die Reisegruppen mit beigen Hüten, sondern eher die Backpacker und das Nachtleben. Unter anderem gibt es hier eine Bar, in der auch Hillary Clinton feierte. Die Häuser sind etwas authentischer und man findet auch wieder mehr Graffiti Kunst an den Wänden.

Am frühen Abend entdeckten wir den Plaza de la Trinidad, der sich mit fortschreitender Uhrzeit mit Touristen, Einheimischen, Empanadas-Verkäufern, Straßenkünstlern und Familien mit Kindern füllte. In den Dämmerungsstunden hat uns die Stadt eigentlich am besten gefallen und wir waren nicht traurig, dass wir am nächsten Tag schon weiter nach Santa Marta fahren sollten.

Im Hostel hatten wir noch eine spannende Begegnung mit einem Belgier, der am Abend mit seinem Motorrad mit belgischem Kennzeichen ankam. Gert war den gesamten Weg von Brasilien durch den Kontinent mit seinem eigenen Motorrad gefahren, zeitweise zusammen mit Freunden, die in einem Jeep unterwegs waren. Sein Weg wird ihn auch zum Karneval nach Rio führen und wenn es klappt würden wir uns sehr freuen, diesen charismatischen und spannenden Menschen noch einmal wieder zu treffen.

Im Minivan ging es am Morgen entlang der Küste in die 240 Kilometer entfernte Hafenstadt Santa Marta. Wir checkten in unser Hostel ein – definitiv eins der schönstens Hostels in dem ich je war. Das herrschaftliche, große Haus mit vielen verwinkelten Ecken hatte einen großen Pool, der quasi der Innenhof war und eine Dachterrasse mit Ausblick auf die Stadt, einer Bar und offener Küche zum selber Kochen – bei dem Blick macht draußen frühstücken im Januar noch mal mehr Spaß.

Wir schlenderten durch die Stadt und waren positiv überrascht über die recht entspannte Stimmung in der Stadt, grade im direkten Vergleich zu Cartagena. Santa Marta hat in der Innenstadt ein paar ähnlich schöne Gassen mit bunten Kolonialhäusern und hübschen Cafés. Wir nutzen die relaxte Atmosphäre um mal anzufangen einen groben Plan für die nächsten Tage an der Karibikküste zu machen.

Wir schauten uns außerdem das Museum del Oro an – eigentlich hatten wir gehofft, hier das Model der Ciudad Perdida („Die verlorene Stadt“, eine Ruine im Dschungel zu der man in 5 Tagen hinwandern kann) zu finden. Stattdessen fanden wir eine gut aufbereitete Abhandlung der Kolumbianischen Geschichte; von den Ureinwohnern und deren Kultur, bis zur Kolonialisierung, Befreiung, das letzte Jahrhundert, der Sklavenhandel und der Umgang mit indigenen Völkern heute. Mir wurde klar, wie wenig wir eigentlich über dieses Land und dessen Geschichte wissen, ich wünschte, ich wäre insgesamt informierter.

Santa Marta fühlte sich zum ersten Mal ein klein wenig nach Alltag an, nicht mehr ganz so kribbelig, nicht mehr ganz so blauäugig, ein bisschen an die Hitze gewöhnt, unsere drei Brocken Spanisch erfolgreich beim Essen eingesetzt, ein bisschen geplant, ein bisschen mehr verstanden von Kolumbien, Sonnenuntergänge auf einer malerischen Dachterrasse angeschaut und festgestellt, wie verdammt gut es uns geht.

 

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