Von Santa Marta sollte uns unsere Route weiter nach Taganga führen – eigentlich mehr ein „Stadtviertel“ von Santa Marta bzw. das Örtchen, an der dem nächsten Strand liegt. Wir hatten die Hoffnung mit dem Uber (eine Taxi-App, die hier in Kolumbien eigentlich weit verbreitet ist) weiter fahren zu können. Nachdem nach einer halben Stunde sich aber kein Fahrzeug verbunden hatte, liefen wir zur Hauptstraße um den lokalen Bus zu nehmen.
In Kolumbien gibt es kein regeltes bzw. verständliches Stadtbusnetz und vor allem keine Bushaltestellen. Auf der Hauptstraße fahre alle Busse in alle Richtungen und mit etwas Glück kann man den Richtigen heran winken. Nach ein paar Minuten entdeckten wir „Taganga“ auf der Anzeigetafel. Arm hoch und der Bus hält. Im Bus arbeiten normalerweise zwei Leute, der Fahrer und der Ticketverkäufer. Bei dem Ticketmenschen, der meist cool aus der Tür hängt und die Geldscheine kunstvoll zwischen seinen Fingern verwoben hat, sagt man Bescheid wo man hin will und bezahlt einen kleinen Betrag. Wir verfrachteten uns uns unsere großen Rucksäcke auf die kleinen Sitzplätze und der Bus kämpfte sich über einen Berg, hinter dem dann Taganga zum Vorschein kam.
Das Örtchen hat drei asphaltierte Straßen, der Rest ist Staub. Wir wurden vom Bus unsanft am Kirchplatz ausgesetzt und mussten den restlichen Weg zum Hostel laufen. Unser Hostel bestand letztendlich aus zwei Häusern; dort wo sich unser Zimmer befand, wir wurden von der lustlose Teenagertochter der französischen Besitzerin empfangen. Im zweiten Haus, ein paar Meter die Straße hoch, befand sich der Pool und die Bar. Die wichtigste Info nach dem einchecken war, welche Straßen generell und vor allem im Dunkeln sicher sind und welche nicht. „Nur die geteerten Straßen und nur dort wo Straßenbeleuchtung ist“. Ok, mal wieder ist unsere Sicherheit ein Thema, das uns deutlich vor Augen geführt wird. Ab jetzt nehme ich keine Handtasche mehr mit und bin kreativ darin Geld- und Kreditkartenverstecke in der Kleidung zu finden.
Die ersten zwei Tage hier verbrachen wir an verschiednen Ständen. Zum einen, an dem Strand direkt im Ortskern; nett, viele Restaurants und Händler. Und an einem ablegenden Strand – ein kleiner Hike entfernt. Unterwegs kamen wir an dem eigentlichen Hauptstrand vorbei. Hier verbringen die Kolumbianer aus Santa Marta auch gerne den Tag und kommen mit Booten an, es herrscht eine Stimmung wie im Freibad an einem heißen Augusttag. Den abgelegene Strand names „Sisiguaca“ erreicht man nach einem halbstündigen Spaziergang durch Kakteen und staubige Trampelpfade. Der Strand ist winzig und wurde von Fischern belagert, die Netze sortierten. Die Nachmittage verbrachten wir am Hostelpool und schauten den Sonnenuntergang von den ausrangierten Fischerbooten aus.
Taganga hat keine besonders gut ausgebaute Infrastruktur: es gibt nur einen Geldautomaten, keinen Supermarkt, nur die Kioske, die eher wie Tante-Emma Lädchen funktionieren, hauptsächlich staubige Straßen und zwei Blocks, die man besser nicht betreten sollten und vor allem ein brüchiges Stromnetz. Im Laufe der Tage fiel der Strom immer mal wieder kurz aus. Beim Abendessen fiel der Strom dann mal für eine gute halbe Stunde aus, wir behalfen uns mit einer Bierflasche über der Handytaschenlampe, um Andis hervorragende Filet Mignon auch im Dunkeln zu finden. Die Kellnerinnen fingen kurz danach routiniert an, Kerzen aufzustellen und als der Strom wieder anging, ging ein lautes Raunen durch den Ort.
Der Hauptgrund nach Taganga zu kommen, war die Nähe zum Tyrona Nationalpark und der damit verbundenen Unterwasserwelt. Wir nahmen Kontakt zu Lisi auf, einer Österreicherin, die hier seit kurzem wohnte und eine Tauchschule gekauft hatte. Für uns beide war der letzte Tauchgang fast drei Jahre her und grade ich hatte große Sorgen, mich nicht an genug zu erinnern und den Druckausgleich nicht zu schaffen. Ich schlief schlecht und war am Morgen sehr nervös. Lisi und ihr Team gaben sich große Mühe, zeigten uns in Ruhe noch mal die Ausrüstungund mit Vollgas ging es zum ersten Tauchspot. Unser Divemaster wiederholte einige Übungen aus der Tauchausbildung, damit wir somit den benötigen „Refresher“ Tauchgang absolvieren konnten. Der Druckausgleich klappte überraschend gut, meine Angst war verflogen und ich war unendlich froh und dankbar, dass ich mich getraut hatte.

Die Unterwasserwelt ist hier längst nicht so farbenfroh wie in Asien, wir genossen die Zeit in der Unterwasser-Schwerelosigkeit dennoch sehr. Unser Divemaster zeigte uns unermüdlich einen Oktopus, Hummer, diverse Fische, eine Schlange, Wasserspinnen und hatte ein gutes Auge für Moränen, die sich im Sand versteckten. Auch der zweite Tauchgang war eine schöne, entspannte Erfahrung und die Begeisterung ist wieder neu entfacht.
Taganga war für uns ein Schritt weiter in Richtung der Kolumbien-Backpacker Route, unsere ersten Strandtage und vor allem unser einwöchiges Jubiläum „on the road“. Die Sicherheitshinweise beschäftigen uns nachhaltig aber wir bekommen auch immer mehr ein Gefühl für dieses Land.






