Der Tyrona Nationalpark erstreckt sich über einen Teil der Sierra Nevada de Santa Marta und an der kolumbianischen Karibikküste entlang. Seit Mitte des 20. Jahrhundert ist das Gebiet, in dem früher die Tyrona Indianer lebten (bis diese im 16. Jahrhundert von den Kolonialmächten vertrieben wurden), ein Schutzgebiet. Im Februar macht der Park komplett zu, um sowohl spirituell als auch von tatsächlichem Müll gereinigt zu werden.
Wir buchten von unserem Hostel einen Transfer zum Park, ließen die großen Rucksäcke im Hostel in Taganga und fanden uns am nächsten Tag in einem Minivan mit 12 argentinischen Backpackern wieder. Nach einstündiger Fahrt erreichten wir den Parkeingang und waren von der geschäftigen Stimmung etwas überrascht. In unserer Vorstellung würden wir alleine durch einen Nationalpark laufen, in der Realität erwartete uns ein Eingangsszenario, wie in Disneyland. Ein Sprecher erklärte unermüdlich wo man sich für was anstellt und welche Gebühren man bezahlen muss. Neben dem Eintritt muss man nämlich auch direkt am Eingang die Campingplätze buchen, ohne das man den Platz vorher sieht.
Nachdem wir alle Gebühren und Transfers gebucht hatten, brachte uns ein anderer Minivan weiter in den Park hinein. Von hier aus konnte man entweder ein sehr mageres Pferd mieten, dass einen in den Park hinein bringt oder eben zu Fuß laufen. Wir schlossen uns den Massen an, und im Gänsemarsch ging es den schmalen Holzweg in den Urwald entlang. Die Hitze – grade nach einem kurzen Regenschauer – war beinahe unerträglich. Am frühen Mittag erreichten wir unseren ersten Campingplatz; wir verbrachten insgesamt zwei Nächte im Park auf zwei verschiedenen Campingplätzen. Wenn man kein eigenes Zelt hat, kann man dort entweder ein bereits aufgestelltes Zelt mieten, oder – wie wir – in den Hängematten schlafen.
Tagsüber waren wir an den verschiedene Stränden, die der Park zu bieten hat. Der berühmteste Strand ist der an unserem zweiten Campingplatz names „Cabo San Juan“; wenn man Bilder von Kolumbiens Karibikküste sucht, findet man mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Bild von dieser Bucht. Die Natur im Park ist wirklich beeindruckend, ein dichter Urwald, palmungesäumte Strände und unwirkliche Steinformationen. Aber grade in Cabo San Juan ist der Strand für die Touristenhorden nicht ausgelegt, man liegt Handtuch an Handtuch und die Lifeguards pfeifen unermüdlich Leichtsinnige aus dem Wasser, die zu weit rausschwimmen.
Die Nächte in den Hängematten waren angenehmer als erwartet, zwar liegt man recht nah am Nachbarn und somit auch mit 50 Personen in einem Schlafsaal aber das Gefühl wirklich in der Natur zu übernachten ist unvergleichlich. Das Naturerlebnis wird dann nur durch die nette Dame, die am Morgen mit ihren Thermoskannen voll mit zuckersüßem, starken Kaffe ein gutes Geschäft macht, durchbrochen… Leider wurde ich in der zweiten Nacht krank und wir hatten große Sorge, ob ich den dreistündigen Fußweg zurück am nächsten Tag schaffen würde.
Um genug Zeit zu haben und etwas antizyklisch unterwegs zu sein, standen wir also vor 6:00 Uhr auf, packten unser Handgepäck und liefen den Weg zurück. Wir waren tatsächlich mal die einzigen, die unterwegs waren und konnten die Natur ungestört auf uns wirken lassen. Grade weil der Park bald geschlossen sein sollte und jetzt auch einfach noch Hauptreisezeit war, hätten wir uns denken können, dass dies kein reines Naturerlebnis für uns zwei wird. Sondern dass schöne Fleckchen einfach auch viele Menschen anziehen. Kurz vor dem Ausgang sahen wir noch einen Tapir im Dickicht, gestern hatten wir schon einen sehr entspannten Leguan entdeckt. Der Wanderweg am Morgen hat uns mit Tyrona versöhnt und wir waren sehr froh den Park noch mal von dieser Perspektive zu sehen.

Wir fuhren mit einem örtlichen Bus wieder nach Santa Marta, einen direkten Weg nach Taganga gab es nicht. Und wir sollten noch mal für diverse Transfers durch Santa Marta kommen…




